Die Christuskirche
 
Die Christuskirche
 
Nach einer Zählung im Jahr 1900 gab es in Rheinfelden und den Dörfern Nollingen und Warmbach bereits 673 Evangelische. Die Adelbergkirche war also schon nach ihrer Erbauung 1899 mit ihren 150 Sitzplätzen viel zu klein. Es kann deshalb nicht verwundern, dass bereits vor dem Ersten Weltkrieg Pläne für einen Neubau oder einen Erweiterungsbau der Adelbergkirche entstanden. Mit Kriegsbeginn verschwanden sie zunächst in der Schublade. Aber schon 1924 nach der Inflation begann man zwecks Erwerbs eines Bauplatzes für einen grösseren Kirchenbau zu verhandeln. Inzwischen war die evangelische Gemeinde auf 1904 Personen angewachsen. 1928 konnte man den Bauplatz für 34 000 Mark vom KWR erwerben.
 
Ebenso nötig wie die eigentliche Kirche war ein Pfarrhaus. Heinrich Eckhardt, evangelischer Pfarrer in Rheinfelden seit 1922, wohnte im Haus Salmegg, weil das zum Adelbergkirchlein gehörende Pfarrhaus von einem Lehrer bewohnt wurde, der dort um keinen Preis ausziehen wollte. Pfarrer Eckhardt war im Salmegg von seinem Besitzer Josef Benziger seit Jahren gekündigt. So geschah es, dass der Pfarrhausbau am 02. September 1929 begonnen wurde und im Oktober 1930 bezugsfertig war. Ebenfalls 1929 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Die Wahl fiel auf Wilhelm Preschany aus Efringen-Kirchen. Bis zur Grundsteinlegung am 22. September 1935 sollte es noch volle sechs Jahre dauern, denn viele Schwierigkeiten mussten überwunden werden. Im Jahr 1933, mit Beginn des Dritten Reiches, wurden die Baukosten erhöht. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 235 000 Mark, während später die gesamten Baukosten mir der Aussenanlage 305 000 Mark betragen sollten.
 
Der schlichte Baustil lehnt sich an den einiger historischer Markgräfler Kirchen an. Der rechteckige Saalbau hat im Süden und im Norden jeweils einen niedriger gehaltenen Vorbau. Im Eingangsbereich den, mit den dreiteiligen Arkaden und den hinteren für Konfirmandenunterricht und Versammlungsräume. Der Turm steht separat im Nordosten und ist durch die Sakristei mit dem Kirchenschiff verbunden. Das Satteldach des Hauptschiffes und dasselbe des Turms sind im 90°-Winkel zueinander versetzt. Im Westen und im Osten haben wir je fünf langgezogene rundbogige Fenster, wovon je drei mit bunten Glasbildern geschmückt sind. Diese, ebenso wie die Mosaiken an der Altarwand und an der Kanzel, stammen von dem Künstler RUDOLF YELIN aus Stuttgart.
 
Im Innern haben wir eine flache Decke mit Holzbalken und einem einfachen Holzkreuz an der Altarwand. Der schlichte Altartisch und das Taufbecken sind aus Marmor. In der kleinen Sakristei gibt es ein Holzrelief von MARTIN LUTHER und von GUSTAV ADOLF, dem Schwedenkönig, der 1737 in der Schlacht bei Lützen, im Kampf für die Sache der Evangelischen, gefallen war. Die Glasfenster im Unterrichtsraum zeigten im Gegensatz zu denen in der Kirche auch weltliche Grössen aus der Politik, die z. T. von Rheinfelder Familien (eines auch von Grossherzogin Hilda) gestiftet wurden. Seit dieser Raum zu einer Begegnungsstätte und Café für Jugendliche umgewandelt wurde, hat man die Glasfenster zu ihrem Schutz entfernt. Über der Türe befindet sich ein Holzrelief unseres alemannischen Heimatdichters JOHANN PETER HEBEL.
 
Die Christusstatue ausserhalb der Kirche wurde von dem Karlsruher Künstler Prof. OTTO SCHNEIDER geschaffen. Er hatte die Aufgabe, einen kämpferischen Christus darzustellen, keinen zu milden. Trotzdem wollten ein paar 150%ige Nazis die Aufstellung der Figur verhindern, so dass sie zwei Monate auf einem Pritschenwagen in einem Bauhof liegen musste, bis sie endlich 2 Tage vor der Einweihung in letzter Minute aufgestellt werden konnte.
 
Wir verdanken die Möglichkeit des Kirchenbaus, die Namensgebung „Christuskirche" und auch die Figur selbst sicherlich, neben dem persönlichen Einsatz des damaligen Pfarrers Eckhardt, auch unserer Nähe zur Schweiz. Trotzdem mussten Geistlichkeit und auch Künstler dem Regime gegenüber viel Diplomatie walten lassen, um nicht unangenehm aufzufallen. Deshalb schrieb man auch aus Nützlichkeitserwägungen nach der Einweihung der Kirche an das Propagandaministerium des Dritten Reiches: „In Russland und in Spanien gehen Kirchen in Flammen auf, im Reich Adolf Hitlers durften wir mit tatkräftiger Hilfe dieses Reiches eine neue Kirche erstellen".
 
Der Stuttgarter Künstler RUDOLF YELIN, der die Glasfenster und die Mosaiken geschaffen hat, versuchte in der Auswahl derselben und den dazu gehörenden Texten seinen versteckten Protest gegen das Regime auszudrücken. Z.B.
  • „Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen". (Jesus zum Versucher).
  • „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe". (Sprach Gott bei der Taufe Jesus durch Johannes).
  • „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes". (Jesus in der Bergpredigt).
 
 
 
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