Die St.-Josef-Kirche
 
St. Josef-Kirche
 
Die katholische St.-Josef-Kirche wurde am gleichen Ort erbaut wie die 1899 erstellte Notkirche. Der Architekt war der Erzbischöfliche Oberbauinspektor Raimund Jeblinger aus Freiburg. Der Neubau lag in der Hand von Albert Schröter, während Ewald Steffen die Bauaufsicht innehatte. Fertiggestellt wurde die Kirche im Kriegsjahr 1915. In der Grundsteinurkunde vom 10. August 1913 hiess es, dass die Kirche im Barockstil gebaut sei, während eine später verfasste Urkunde besagte, die Kirche sei im Empirestil errichtet. Tatsache ist, dass wir bei diesem Bau, wie bei vielen anderen Gebäuden in Rheinfelden, keinen reinen Stil erkennen können, sondern mehrere verschiedene. Jedenfalls war der Stiftungsrat stolz darauf, dass alle Arbeiten, die am und im Kirchenbau vorkamen, von tüchtigen Rheinfelder Handwerkern ausgeführt werden konnte.
Das Barock, das den schlichten, strengen Stil der Renaissance ablöste, wollte etwas ganz Neues schaffen. Es sollte ein Stil voll runder, schwingender Bewegung und mit viel Dynamik sein. Ein Stil mit viel Skulpturen, Malerei, verschwenderischen Verzierungen und riesigen Ausmassen. Wir haben bei dieser Kirche den sog. Neobarock und finden auch allerlei andere Elemente, die an Renaissance, Klassizismus, sogar an Jugendstil und natürlich an Empire erinnern.
 
St. Josef-Kirche und Pfarramt
 
Aussen haben wir eine strenge horizontale und vertikale Gliederung. Am vorschwingenden dreiteiligen Portalbereich sind Pfeiler und Pilaster. Über dem langgestreckten Bau ein Mansarddach, auf jeder Seite eine fünffache, von Lisenen unterbrochene Fensterreihe mit Kleeblatt- oder Segmentbögen. Zur zusätzlichen Belichtung gibt es 4 Rundfenster im Mansarddach des Langhauses. Der dreigeschossige Chorseitenturm hat rundbogige Klangarkaden, eine umlaufende Brüstung und eine Zwiebelhaube mit Aufbau.
 
Im Innern ist die Kirche, die übrigens 1000 Sitzplätze und 500 Stehplätze haben soll, durch ein mittleres Hauptschiff und zwei, durch Pfeiler und Säulen getrennte niedrigere schmale Seitenschiffe unterteilt. Die auf viereckigen Sockeln stehenden Pfeiler und Säulen tragen reichgeschmückte Kapitelle. Das hier und überhaupt in der ganzen Kirche vorherrschende Schmuckelement sind Girlanden (man nennt sie auch Festons) und Rosetten. Festons sehen wir an Haupt- und Seitenaltären, an der Kanzel, an den bunten Kirchenfenstern, an den Wänden und an den polygonalen oder elliptischen Stuckrahmen der 14 Kreuzwegbilder, die durch 6 gleichermassen gerahmte Gemälde mit Themen aus der Kirchengeschichte und Heiligendarstellungen ergänzt sind (alle vom Karlsruher Kunstmaler Kitschker). Ausserdem gibt es an den 3 Altären und Gewölben Bilder des Münchner Künstlers Prof. Waldemar Kolmsberger. In den elliptisch gerahmten Deckengemälden der korbbogenförmig gewölbten nördlich und südlichen Langhausteile schuf er grossformatige Evangelistendarstellungen, jeweils mit dem ihnen zugeordneten Symbolen. Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier, Johannes mit dem Adler und Matthäus mit dem Engel.
 
Der Hauptaltar besteht aus der Mensa (Altartisch) mit dem Tabernakel, in dem sich die geweihte Hostie, die den Leib Christi darstellt, befindet. Darüber, auf dem Altarblatt, in Form einer grossen Ellipse, sehen wir den Namensgeber der Kirche, Josef, der mit Maria Jesus zur Weihe in den Tempel bringt. Die beiden Figuren links und rechts neben dem Bild sind weiss bemalte Holzfiguren und stellen den greisen Simeon mit Tauben (Opfergabe armer Leute) und die Seherin Hannah dar, die die Ankunft des Messias vorhergesehen hat. Darüber die Stuckplastiken Gott-Vaters und Putti.
 
Der rechte Seitenaltar ist der Herz-Jesu-Altar, während der linke Maria geweiht ist. Sie reicht dem hl. Dominikus einen Rosenkranz. Die Dominikaner sollen das Rosenkranzbeten eingeführt haben. Vor dem Hauptaltar befindet sich auch der vom Rheinfelder Künstler Leonhard Eder geschaffene Zelebrationstisch aus Gussaluminium, als Hinweis auf unsere Industrie. Goldfarben ist darauf das Heilige Abendmahl zu sehen, ebenso schuppen- und zopfartige Verzierungen. In dunklen Aluminiumguss sehen wir vorn viele arbeitende Menschen und hinten nur deren Hände.
 
In dem etwas eingeengten Chor, mit dem halbrunden Abschluss, befinden sich rechts und links zwei Emporen, die, da es damals schon keinen Adel mehr in Rheinfelden gab, der dort seinen bevorzugten Platz hätte einnehmen können, als reine Schmuckelemente gedacht waren.
 
Die Kanzel ist mit Reliefs geschmückt. Eines zeigt Jesus Christus, das andere Moses mit den Gesetzestafeln. Der Engelskopf mit dem geschlungenen Tuch ist ein Attribut aus dem Klassizismus.
 
Im Osten und Westen des Mittelschiffes an den Obergadenwänden befinden sich zwei grossformatige Stuckplastiken. Links der gekreuzigte und rechts der auferstandene Christus. Alle Stuckarbeiten sind von dem Gipsermeister und Stukkateur Isidor Baggenstoss, der bis zum Ausbruch den Zweiten Weltkrieges in Rheinfelden in der Alten Landstrasse gelebt hat.
 
In den 70er Jahren bekam die Kirche unerklärliche Risse, die immer tiefer wurden, so dass man ein Unglück befürchten musste. Nach Untersuchungen stellte man fest, dass sich, durch den Salzabbau der chemischen Fabrik, unter der Kirche grosse Hohlräume gebildet hatten. Wer war hier für die Reparatur verantwortlich? Das Bergwerksamt und die „Hüls" als Nachfolgerin der Chemischen Fabrik Griessheim Electron einigten sich schliesslich. Die Kosten beliefen sich auf 3-4 Millionen DM. Im Gegensatz dazu hatte der Neubau nur 320 000.- Mark gekostet.
 
Im März 1997 ist das neue katholische Pfarreizentrum eingeweiht worden. Der 3,5 Millionen Mark teure Bau soll helfen, dass die Gemeinde noch mehr zusammenwächst. Das Gebäude hat unter anderem einen 210 Quadratmeter grossen Saal mit Empore und ist für vielerei Veranstaltungen geeignet. Es gehört ausserdem eine sehr ansprechende Gartenanlage dazu.
 
An der Wand zur Friedrichstrasse befindet sich ein Aluminiumrelief, das der Sohn Leonhard Eders, Tobias, gestaltet hat. Als Motiv wählte er dreizehn Stühle. Sie sollen Symbol für eine Stätte der Begegnung sein, der Versammlung um ein Zentrum - näher oder entfernter - engagierter oder mit Distanz.
 
 
 
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