Das Flusskraftwerk
 
Das Kraftwerk
Rheinfelden um 1890: Das war zunächst einmal Idylle. Auf badischer Seite befanden sich Gärten und Rebhänge, Dörfer mit Landwirtschaft, eine Zollstation und immerhin seit 1856 eine Bahnhofstation. Auf der anderen Rheinseite lag das Schweizer Rheinfelden mit seiner mittelalterlichen Silhouette.
 
Beide Flusseiten verband die alte gedeckte Holzbrücke. Der Rhein selbst toste noch ungebändigt mit seinen Stromschnellen. Eine Szene also, eher inspirierend für ein spätromantisches Bild als für eine technische Pionierleistung. Und doch war es gerade die ungezügelte Naturgewalt des Rheins, die den Gedanken, ihm Energie abzutrotzen, aufkommen liess.
Das Kraftwerk
 
Der erste, der diese Idee in die Tat umsetzten wollte, war der aus Warschau stammende Ingenieur Georg von Struve, als er 1871 zur Kur in Rheinfelden weilte. Auf eigene Kosten unternahm er Vorstudien und Messungen und erhielt 1873 von der aargauischen Regierung die Baukonzession für sein Objekt. Unterstützt wurde das Projekt von einer Finanzgesellschaft, an deren Spitze der Baselbieter Nationalrat und spätere Bundesrat Emil Frey und dessen Schwiegervater, Oberst Kloss aus Liestal, standen. Struve schwebte ein Kanalwerk mit einem Gewerbekanal am Schweizer Ufer und einer Leistung von 1'000 PS vor, das die Energie mit Leiträdern von 5,5 m Durchmesser, die an hohen Pfeilern in einer Entfernung von jeweils 500 Fuss angebracht waren, mechanisch über bewegliche Drahtseile transportieren sollte. Die Lieferung dieser Energie war ins Fricktal, beide Basel und über den Rhein nach Deutschland geplant. Vorbild war ein 1866 bei Schaffhausen auf eine Entfernung von 500 m ausgeführtes Projekt.
 
Struves Versuch scheiterte an der Finanzierung und an der Haltung verschiedener Hoteliers, die, aus Furcht vor Beeinträchtigung des Kurbetriebes, erfolgreich Front gemacht hatten. Technisch war dieses Vorhaben auch bald überholt.
 
Emil Frey aus Arlesheim, inzwischen Schweizer Gesandter in Washington, liess aber nicht locker. Am 17. Februar 1883 stellte er ein erneutes Konzessionsgesuch für eine Kraftwerksanlage, die linksrheinisch in der Höhe der Rheinfelder Saline angelegt werden sollte. Geplant waren ein 45 m breiter und 360 m langer Gewerbekanal und eine Turbinenanlage in gerader Linie dazu. Sollte bis 1887 der Kanal nicht vollendet sein, würde die Konzession erlöschen. Dieser Antrag wurde am 13. Juli 1887 noch einmal bis zum 31. Dezember 1889 verlängert.
 
Es war aber nicht Emil Frey - der nicht identisch ist mit dem späteren ersten Direktor von KWR -, sondern ein Schweizer Firmenkonsortium, das diese Verlängerungskonzession übernahm und das Projekt auf die badische Seite verlegte. Dieses sah zum ersten Mal vor, statt mechanische Kraft Strom zu produzieren und zu transportieren.
 
Da bei der Realisierung des Projektes in den nächsten Jahren führende Unternehmen und Banken ihrer Zeit beteiligt waren, um im grossen Stil und mit hohem Risiko Kapital in neue Hochtechnologien zu investieren, ist es notwendig, sich noch einmal die Standortvorteile der damaligen Idylle Rheinfelden zu vergegenwärtigen.
 
Der Hochrhein zwischen Bodensee und Basel bietet sich, wie die elf Flusskraftwerke heute zeigen, mit seinem Gefälle von 145 m auf 140 km Länge geradezu für die Stromgewinnung an. Der Bodensee und die Aare-Seen wirken ausgleichend auf Schwankungen der Wassermenge. Die Rheinfelder Strecke selbst mit ihren drei Stromschnellen hat vom Beuggener-See bis zur Rheinbrücke auf 2.400 m bei Niedrigwasser 7,5 m Gefälle, bei Hochwasser immerhin noch 6,6 m. Die oberen 1'000 m dieser Strecke besitzen noch 5 m Unterschied bei niedrigem und 3 m bei Hochwasser.
 
Der Untergrund, aus Hauptmuschelkalk bestehend, leistete der Erosion durch den Rhein Widerstand, so dass hier die Wasserfälle und Stromschnellen, das „Gwild" genannt, entstehen konnten.
Die beidseitigen Ufer waren hoch genug; ein kostspieliges Aufstauen durch Dämme erübrigte sich infolgedessen.
 
Da die Planer umfangreiche Stromlieferungen an industrielle Abnehmer mit einkalkulierten, boten sich die weiträumigen und preiswerten rechtsrheinischen Gelände als potentielles Industrieterrain an. Zudem bildeten die Industrien des Wiesentales, des Oberelsass, damals noch deutsche Reichslande, und nicht zuletzt die Industrien Basels weitere günstige Absatzmöglichkeiten. Für die späteren elektrochemischen Werke war zudem das Vorhandensein der Soleflöze als Rohstoff von erheblicher Bedeutung. Verkehrstechnisch war das Gebiet ebenfalls erschlossen: Die alte Rheinbrücke verband das Großherzogtum mit der Schweiz; auf beiden Seiten des Rheins sicherten Eisenbahnlinien über Basel den Zugang zu nationalen und internationalen Absatz- und Rohstoffmärkten. Der Rhein selbst konnte zudem als Transportweg schiffbar gemacht werden (ab 1903 bis Basel und ab 1934 bis Rheinfelden).
 
 
 
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